Neue Presse – Mittwoch, 11. Januar 2023

Die Stiftung „Lebensräume für Mensch und Natur“ verzeichnet erhebliche Fortschritte bei ihren Naturschutzprojekten im Landkreis Kronach.
KRONACH. Zehn Jahre gibt es die Kronacher Stiftung „Lebensräume für Mensch und Natur“ nun schon. Gründer und Vorstände der Stiftung sind Petra Pohl und Christoph Hiltl. Das Paar hat ein Gebäude in der oberen Stadt Kronachs erworben, saniert und zum Sitz der Stiftung gemacht (wir berichteten). Die Gründer der Stiftung hatten sich im Jahr 2012 vorgenommen, etwas für die Kulturlandschaft im Landkreis Kronach zu tun, der Heimat von Petra Pohl, und sich auch persönlich dafür zu engagieren. Denn das weltweite Artensterben macht auch vor dem Landkreis Kronach nicht halt; auch hier geht die Artenvielfalt gegenüber dem Stand vor 50 Jahren dramatisch zurück. Das wichtigste Gegenmittel ist ein Biotopverbund, ist man sich in der Stiftung sicher. Der ist seit 20 Jahren gesetzlich vorgesehen, wird aber wegen vielfacher Widerstände nicht flächendeckendumgesetzt. Die Stiftung sichert naturschutzfachlich wertvolle Flächen, um sie zusammen mit örtlichen Landwirten möglichst naturschonend zu pflegen und zu bewirtschaften. Das erste Ziel, „100 Hektar für die Naturretten“, war schon nach sechs Jahren erreicht. Mit den aktuellen Projekten strebt die Stiftung an, zusammen mit vielen anderen engagierten Personen und Organisationen im Landkreis Kronach einen für Bayern bei-spielhaften Biotopverbund herzustellen. Dabei wird sie finanziell unterstützt durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Mittelnder Glücksspirale. Mit der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken (ÖBO) in Mitwitz hat die Stiftung einen lokalen Partner, der die drei Projekte im Landkreis Kronach fachlich betreut.
Beweidungsprojekt Kreuzberg: Seit 2012 beleben und vernetzen die Stiftung und die ÖBO die historischen Schaf- und Ziegenweiden am Kreuzberg. Über zehn Jahre danach kann man feststellen: Das Projekt ist gelungen. Auf etwa 80 Hektar weiden wieder über300 Schafe und Ziegen und sorgen dafür, dass sich der Lebensraum zum Beispiel für Orchideen, seltene Heuschrecken und Schmetterlinge kontinuierlich verbessert. Auch in den nächsten Jahren wird viel passieren: Beim Segelflugplatz Unterrodach werden zusätzliche Flächen als Schaf- und Ziegenweiden hergerichtet. Davon profitieren nicht nur typische Pflanzen und Tiere unserer Kulturlandschaft, sondern auch lokale Landwirte, da neue landwirtschaftliche Nutzflächen entstehen und die Stiftung langfristige Pachtverträge abschließt.
Fischbacher Weidevielfalt: Das Fischbacher Weideprojekt läuft seit dem Jahr 2020;die Ankaufsphase wird Ende 2023 enden. Bis jetzt konnte die Stiftung an den Steilhängen zwischen Fischbach und Wötzelsdorf und auf der Hochfläche über Fischbach etwa 63Hektar erwerben oder langfristig pachten. Zusammen mit weiteren Flächen von öffentlichen Trägern und Projektpartnern werden auch bei Fischbach ab 2023 etwa 80 Hektardurch örtliche Landwirte mit Schafen, Ziegen und Rindern beweidet. Auch hier gilt, dass das Projekt für Artenvielfalt und regionale Landwirtschaft ein Gewinn ist, da durch Landschaftspflegemaßnahmen kontinuierlich neue landwirtschaftlich nutzbare Flächenentstehen. Vor allem die weitläufige und halbwilde Rinderweide oberhalb von Fischbach ist spektakulär. Der Dung der wenigen Tiere ernährt Insekten, die wiederum zahlreiche Vogelartenmagisch anziehen. So kann man schon im zweiten Jahr nach der Einrichtung der Weide Schwärme von Staren und Goldammern beobachten. Aber auch seltenere Arten wie der Wendehals oder der Steinschmätzer profitieren von dem Weidebetrieb. Die Stiftung wird das Projekt der Bevölkerung in Fischbach und Wötzelsdorf im zweiten Halbjahr 2023 auf einer öffentlichen Veranstaltung vorstellen.
Dobertal: Seit Anfang 2022 sichert die Stiftung auch im oder am Dobertal, einem der schönsten nicht zerschnittenen Frankenwald-Täler, für den Naturschutz wertvolle Flächen. Die Talflächen im südlichen Teil des Dobertals werden als Mähwiesen genutzt und stehen aufgrund ihrer Artenvielfaltunter europäischem Schutz. Der nördliche Teil des Tals wurde dagegen größtenteils aufgeforstet. Bereits im ersten Projektjahr ist es gelungen, über zwölf Hektar zu erwerben oder langfristig zu pachten, vor allem im nördlichsten Teil an der Grenze zu Thüringen. Ein „Überraschungsfund“ war ein ehemaliger Bergwerksstollen, in dem neun Fledermausartennachgewiesen wurden, darunter die äußerst seltene „Kleine Hufeisennase“. Es spricht alles dafür, dass auch hier das Projektziel erreicht oder übertroffen wird.
Red
KRONACH/BERLIN. 2020 wurde Christoph Hiltl, einem der Gründer der Kronacher Stiftung „Lebensräume für Mensch und Natur“ schon einmal eine große Ehre zuteil: Er war damals Gast beim Neujahrsempfang von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (wir berichteten). Dann kam Corona und die Empfänge mussten pausieren. Nun, 2023, stand Christoph Hiltl erneut auf der Gästeliste. Am Dienstag konnte er gemeinsam mit rund 70 anderen Bürgerinnen und Bürgern aus allen Bundesländern mit Frank-Walter Steinmeier auf das neue Jahr anstoßen. Allen Eingeladenen ist eines gemein: Sie haben sich um das Gemeinwohl besonders verdient gemacht. Christoph Hiltl setzt als Vorstand der Stiftung „Lebensräume für Mensch und Natur“ fachlich anspruchsvolle Naturschutzprojekte um, unter anderem mit Förderung des Bayerischen Naturschutzfonds. Vertreter des Fonds waren es auch, die Hiltl nun schon zum zweiten Mal in Folge als möglichen Gast Steinmeiers vorgeschlagen hatten. „Beim Bayerischen Naturschutzfonds meinte man, ich wäre dafür prädestiniert. Dann wurde der Vorschlag vom bayerischen Umweltministerium und von der Staatskanzlei geprüft und ging schließlich ans Bundespräsidialamt. Dort suchte man dann die Gäste aus“, erklärt Christoph Hiltl. Neben den vielseitig engagierten Gästen kamen auch Repräsentanten des öffentlichen Lebens, darunter Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur. „Hinter uns kam das halbe Bundeskabinett. Ich habe mich aber nicht an Bundeskanzler Scholz ran gedrängelt, um ein Selfie mit ihm zu machen. Das ist nicht so meins“, meint Christoph Hiltl. Trotzdem habe er natürlich Kontakte geknüpft, beispielsweise mit Vertretern von bundesweit tätigen Umweltorganisationen. Hiltl: „Vielleichtergibt sich eine Möglichkeit der Zusammenarbeit.“
Von Bianca Hennings