Muskelspiel für mehr Biodiversität

Fränkischer Tag – 22.10.2022

Fischbach – Im Rahmen des Projektes „Fischbacher Weidevielfalt“ nahmen 33 Absolventen eines „freiwilligen Jahres“ beim Bund Naturschutz an einer Landschaftspflegeaktion auf den Kalk-Magerrasen zwischen Wötzelsdorf und Fischbach teil. Die Stiftung „Lebensräume für Mensch und Natur“ hat dort im Jahr 2020 auf einer Fläche von jetzt 193 Hektar das Projekt „Fischbacher Weidevielfalt“ begonnen.

Es wurden geeignete Flächen erworben oder gepachtet. Stiftungsvorstand ist Christoph Hiltl, der auch das Gebäude in der Amtsgerichtsstraße 14 in Kronach saniert hat.

Artenvielfalt erhöhen

Seit der Aufgabe der extensiven Beweidung mit Schafen und Ziegen vor etwa 50 Jahren sind viele Magerrasenflächen durch Verbuschung und Aufforstung verschwunden. Damit fehlte natürlicher Lebensraum für viele seltene Insekten und Vogelarten. Wenn sich die Magerrasenflächen wieder ausdehnen, erholt sich die Artenvielfalt in der Region entscheidend, sind sich die Verantwortlichen sicher. Doch bevor tierische Landschaftspfleger zum Einsatz kommen können, ist viel Handarbeit auf den teils seht steilen Südhängen erforderlich. Auf den bereits vorbereiteten Flächen sind schon Schafe, Ziegen und Rinder im Einsatz. Stark zugewucherte Bereiche wurden freigeschnitten und das Schnittgut abtransportiert. Es war eine sehr schweißtreibende Arbeit für die jungen Männer und Frauen, die im Moment eine Projektwoche im Frankenwald absolvieren. Unter fachkundiger Anleitung durch Florian Wagner mit seinem Team von der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken in Mitwitz, rückten die jungen Leute dem Gestrüpp mit Heckenscheren und Sägen zu Leibe. „Durch die Entbuschung wurden Flächen für eine spätere Beweidung durch Schafe und Ziegen geschaffen“, wird uns erklärt.

Der Ziegenhalter Johannes Welscher ist einer der Landwirte, der diese Flächen für seine Pfauenziegen nutzen wird. Die Pfauenziege ist als typische Bergziege geländegängig und robust. „Die Tiere sind nicht nur besonders schön, sondern auch sehr marschtüchtig – bestens geeignet also für den Einsatz im steilen Gelände bei Fischbach.“

Oberhalb des Fischbachtals auf der Muschelkalhochfläche ist ein „halbwilde“ Weidelandschaft entstanden. Das bedeutet ein Rind auf zwei Hektar Fläche.

Bevor die extensive Beweidung durch die Angusrinder von Michael Schubert beginnen konnte, wurden die ehemaligen Äcker in Grünland umgewandelt.

Hierfür bediente man sich eines aus der Gegend stammenden, artenreichen Saatguts. Auch die Aussaat auf einer künftigen Weide wurde durch die Freiwilligen im Rahmen ihrer Projektwoche durchgeführt.

Nicht nur eine Futterquelle

Eine solche Weide dient nicht nur den Rindern als Futterquelle, sondern lockt auch seltene Tiere und Pflanzen an. Die Umwandlung von Acker in extensive Weiden bindet außerdem Kohlendioxid und leistet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Für die Ausweitung der Magerrasenflächen und die Entstehung der halbwilden Weide sind Schafe, Ziegen und Rinder unentbehrlich. Sie helfen dabei, die Biodiversität in den Gebieten des Fischbachtals zu erhöhen. Diese vierbeinigen Landschaftspfleger haben viele Vorteile im Vergleich zu den vierrädrigen. Sie sind hochmobil, äußerst geländegängig und arbeiten quasi ohne Abgase und Lärm. Zudem sind sie ein „bequemes Reisemittel“ für Samen oder Insekten von Wiese zu Wiese.