Neues Naturschutzprojekt „Dobertal“ am Start

Neue Presse Coburg, 26.02.2022

Im Umfeld der Effelter Mühle lassen sich 95 gefährdete Pflanzen- und Tierarten nachweisen. Das soll auch so bleiben. Und manches könnte sogar noch besser werden.

Effelter – An der denkmalgeschützen historischen Effelter Mühle, weitab des lärmenden Straßenverkehrs, erfolgt am Donnerstag der Startschuss für ein neues Naturschutzprojekt im nördlichen Landkreis. Träger sind die Stiftung „Lebensräume für Mensch und Natur“  sowie der Landesbund für Vogelschutz in Bayern, Kreisgruppe Kronach. Ziel ist es, das Dobertal von der Thüringer Grenze bis zur Einmündung des Doberbachs in die Kremnitz mit den Landeigentümern und Bewirtschaftern ökologisch weiterzuentwickeln. Finanziell unterstützt wird das Vorhaben vom Bayerischen Naturschutzfonds.

„Das Dobertal ist ein typisches Frankenwaldtal“, erläutert Florian Wagner von der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken in Mitwitz, bei der die fachliche Betreuung liegt. In einer virtuellen Exkursion stellte der Biologe das Gebiet mit einer Fläche von rund 95 Hektar und einer Länge von etwa elf Kilometern sowie Hintergründen und Zielsetzung des Naturschutzprojekts vor. Wie er ausführte, habe die jahrhundertealte Mähnutzung durch die Landwirte im Dobertal zu einer ganz besonderen Kulturlandschaft mit einer erstaunlich hohen Artenvielfalt geführt. Zu den insgesamt 95 gefährdeten Pflanzen- und Tierarten, die im Talgrund zu finden sind, zählen die in dieser Häufigkeit bayernweit nur im Frankenwald vorkommenden Bärwurz, verschiedenen Knabenkräuter sowie seltene Libellen wie die Gestreifte oder Zweigestreifte Quelljungfer und der Dukatenfalter. Besonders stolz ist man auf den Schwarzstorch, der das Tal regelmäßig zur Nahrungssuche aufsucht. Im Bach sind das Neunauge und die Groppe nachgewiesen.

 „Durch freiwillige Naturschutzprogramme haben die örtlichen Landwirte hier bereits viel für die Mähwiesen und damit für die Artenvielfalt getan“, würdigte der Projektleiter. Fast drei Viertel des Gebiets wurden daher auch als europäisches FFH-Schutzgebiet (Fauna-Flora-Habitat Gebiet) ausgewiesen. Trotz dieser Erfolge zeige sich jedoch in einigen Bereichen des Dobertals dringender Handlungsbedarf. So befinden sich im Talgrund längere Abschnitte mit Fichtenbewuchs, was die Durchgängigkeit des Tals beeinträchtigt und die Wasserqualität des Bachs herabsetzt. Darüber hinaus gibt es brach gefallene und intensiver genutzte Bereiche, auf denen die Wiedereinführung einer extensiven Grünlandnutzung wünschenswert ist.

Vor allem die Fichtenriegel sollen weichen, das Stück Land wieder der naturnahen Landwirtschaft zugeführt werden. Dadurch wird auch ein Biotopverbund zwischen dem FFH-Gebiet und dem Grünen Band, der ehemaligen innerdeutschen Zonengrenze, geschaffen. Wo es sinnvoll ist, soll die landwirtschaftliche Nutzung der Talwiesen extensiver gestaltet werden, damit die typischen Frankenwaldpflanzen und -tiere weiter existieren können. In geeigneten Abschnitten soll die Dober wieder freier fließen, wobei Aspekte des Denkmalsschutzes und der Wasserwirtschaft berücksichtigt werden.

Geplant ist hierfür, insgesamt 25 bis 30 Hektar im Dobertal mit öffentlicher Förderung zu erwerben oder langfristig zu pachten. Diese Flächen werden dann ausschließlich und dauerhaft für die genannten Zwecke verwendet und Landwirten zur Verfügung gestellt, die sie im Sinne des Naturschutzes bewirtschaften. Angestrebt wird dabei eine enge Zusammenarbeit mit den Flächeneigentümern, Bewirtschaftern und Jägern. „Keiner soll im Ergebnis spürbare Nachteile haben. Im Gegenteil – Das Projekt soll für Artenvielfalt und regionale Landwirtschaft zugleich ein Gewinn sein“, betonte Christoph Hiltl von der Stiftung „Lebensräume für Mensch und Natur“. Die Landnutzer sollen durch langfristige Verträge und angemessene Pachtpreise eine verlässliche Kalkulationsgrundlage erhalten. Nach den bisherigen erfolgreichen Projekten bei Unterrodach und Fischbach gehe es wieder darum, die nächste einzigartige Kulturlandschaft im Landkreis Kronach zu bewahren. Nach der Genehmigung des Förderantrags konnte man zum 1. Januar starten.

„Der Landesbund für Vogelschutz freut sich, dass hier ein Biotopverbund vom Grünen Band im Norden bis weit in den Landkreis hinein entstehen wird“, ergänzte der Vorsitzende der Kreisgruppe Kronach, Ulrich Münch. Eines der Ziele sei es, die Feuchtgebiete im Dobertal zu erhalten und zu erweitern, die für den Schwarzstorch zur Nahrungsaufnahme notwendig sind. Aktuell sind die Brutzahlen im Frankenwald leider rückläufig. Hier biete sich die Möglichkeit, im Dobertal entgegenzusteuern. Nach dem virtuellen Streifzug erfolgte eine kleine Exkursion im Umfeld der Effelter Mühle.