Bundespräsident würdigt Hiltls Einsatz

Neue Presse Coburg, 10.1.2020

DER GRÜNDER DER STIFTUNG „LEBENSRÄUME FÜR MENSCH UND NATUR“ IST BEIM NEUJAHRSEMPFANG IM SCHLOSS BELLEVUE ZU GAST. SEIN NEUES NATURSCHUTZ-PROJEKT BEI FISCHBACH NIMMT DERWEIL FORMEN AN.
Christoph Hiltl (Mitte) hat sich um den Naturschutz verdient gemacht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
(rechts) und seine Ehefrau Elke Büdenbender dankten Hiltl beim Neujahrsempfang im …

Kronach/Berlin – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Donnerstag zum Neujahrsempfang ins Schloss Bellevue eingeladen. Neben Repräsentanten des öffentlichen Lebens waren auch rund 70 Bürgerinnen und Bürger aus allen Bundesländern mit von der Partie. Sie haben sich um das Gemeinwohl besonders verdient gemacht. Darunter auch Christoph Hiltl, der Gründer der im Landkreis Kronach tätigen Stiftung „Lebensräume für Mensch und Natur“. Christoph Hilll dazu: „Meine Frau und ich freuen uns sehr über diese Einladung, die wir als Ermutigung für unsere weitere ehrenamtliche Arbeit für den Naturschutz betrachten. Nachdem das Beweidungsprojekt am Kreuzberg erfolgreich abgeschlossen ist, ist auch das neue Projekt bei Fischbach sehr gut angelaufen. Die Natur ist hier einfach großartig und sie zu bewahren jede Mühe wert.“

Zur Erinnerung: Die Stiftung „Lebensräume für Mensch und Natur“ wurde 2013 vom Münchner Rechtsanwalt Christoph Hiltl und seiner aus Kronach stammenden Ehefrau gegründet – mit dem Ziel, die Artenvielfalt zu erhalten und am Ende sogar zu erweitern. Die Stiftung hat zusammen mit der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken von 2014 bis 2018 das Projekt „Beweidungskomplex Kreuzberg“ durchgeführt. Bei Unterrodach weiden seither etwa 300 Schafe und Ziegen des Schäfers Daniel Stief aus Weismain – auf 45 Hektar. Die Vierbeiner machen dem Dickicht den Garaus. Offene, magere Wiesenflächen, so wie früher, können dort wieder entstehen. Sie sollen sich aneinanderreihend wie Perlenketten quer über den Kronacher Kreuzberg ziehen. Denn nur so haben beispielsweise Schmetterlinge freien Flug und werden nicht von meterhohem Gestrüpp ausgebremst. Genauso ungehindert können sich Pflanzen ausbreiten. So soll dort wieder ein einzigartiger Magerrasen wachsen – großflächiger als bisher. Was wenig opulent klingt, ist dennoch eine wertvolle Rarität. Denn Magerrasen sind Relikte aus vergangener Zeit. So häufig trifft man sie heute nicht mehr an.

Nun will die Stiftung das Projekt am Kreuzberg erweitern. Auf gut 30 Hektar soll oberhalb von Fischbach eine 15-köpfige Angusrinderherde im Freien leben. Die Hangflächen werden von Daniel Stiefs Ziegen und Schafen beweidet. „Das Vorhaben heißt ,Fischbacher Weidevielfalt“‚, erklärt Hiltl. Mitenthalten ist auch eine FFH-Fläche, auf der heute bereits 109 gefährdete Tier- und Pflanzenarten vorkommen. Künftig sollen dort wieder viel mehr seltene Arten anzutreffen sein. Aus anderen ähnlich gelagerten Projekten ist laut Hiltl bekannt, „dass halbwilde Weiden eine dramatische Zunahme seltener Pflanzen und Insekten auslösen“. Der Kuhmist ziehe Käfer an, diese wiederum Vögel und andere Wirbeltiere. Es würden Sträucher und Pflanzenstrukturen entstehen. Auch binde die Umwandlung von Acker- in Weideland C02. Zudem werde auf Mineraldünger, Pflanzenschutzmittel und Kraftfutter verzichtet. „Momentan ist es dort wie eine grün angestrichene Wüste. In einigen Jahren aber wird es wieder eine abwechslungsreiche halboffene Landschaft und einen Biotopverbund mit benachbarten Schutzgebieten geben“, prophezeit er.

Ganz nebenbei würden hochwertige Fleischprodukte erzeugt, die regional und überregional abgesetzt werden sollen. Verantwortlich dafür ist Michael Schubert. Der Landwirt aus Eichenbühl bei Weißenbrunn hält seine Rinder heute schon bei Fischbach und arbeitet künftig mit der Stiftung zusammen.

Christoph Hiltl freut sich, dass sein neues Projekt so gut angelaufen ist. Der Bayerische Naturschutzfonds hat im November zugesagt, die „Fischbacher Weidevielfalt“ in den kommenden drei Jahren mit über 500 000 Euro zu fördern. Das Geld wird vor allem in den Flächenerwerb, das Projektmanagement, Monitoring-Maßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit fließen. Ein geeigneter Projektmanager wird laut Hiltl derzeit gesucht. In den nächsten Tagen finden deshalb bereits Bewerbungsgespräche statt. „Mit Hilfe von Michael Schubert konnte die Stiftung bereits die ersten 4,5 Hektar im Projektgebiet erwerben. 20 Hektar sollen insgesamt gekauft, zehn gepachtet werden. Das ist doch ein guter Start“, meint Hiltl. Die Stiftung und Schubert hätten sich auf einen langfristigen Pachtvertrag geeinigt, der Schubert Planungssicherheit gibt. Der wiederum erklärt, dass die Kooperation mit der Stiftung für seinen landwirtschaftlichen Betrieb genau das richtige sei. Das hätten ihm auch Berufskollegen bestätigt, mit denen er sich ausgetauscht habe.

Die Nutzungsverhältnisse rund um Fischbach ändern sich nicht. Michael Schubert bewirtschaftet dort ja jetzt schon viele Flächen. Lediglich das Konzept wird ein anderes werden. Schubert: „Acker- werden in Weideflächen umgewandelt. Das ist das wohl Klimafreundlichste, was man in der Landwirtschaft machen kann.“

Autor: Redaktion